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Prof. Dr. med. Peter Kummer

Peter Kummer leitet die Sektion Phoniatrie und Audiologie an der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Regensburg und ist wissenschaftlich- klinischer Leiter der Abteilung HNO-Phoniatrie des Passauer Wolf Reha-Zentrums Bad Gögging. Nach dem Studium der Humanmedizin in Regensburg und München, der Approbation als Arzt und Promotion summa cum laude 1997 folgten die Weiterbildung zum Facharzt für HNO-Heilkunde in München und Bern, zum Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie in Erlangen. Dort habilitierte er sich 2005, 2007 folgte er einem Ruf auf die W2-Professur für klinische und experimentelle Audiologie und Pädaudiologie an die Universität München und 2010 auf die W2-Professur für Phoniatrie und Pädaudiologie an die Universität Regensburg. Für die Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie engagierte er sich in Kommissionen, unter anderem zu Leitlinien und als Herausgeber der Mitteilungen. Seit 2015 ist er Mitglied im Vorstand, 2020 bis 2022 bekleidete er das Amt des Präsidenten der DGPP. Wissenschaftlich beschäftigt er sich mit der Rehabilitation von Stimm- und Schluckstörungen, der Prähabilitation von Schluckstörungen bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, der Diagnostik und Therapie der kindlichen Schwerhörigkeit, der Entwicklung objektiver Untersuchungsmethoden sowie der Diagnostik und Therapie der cCMV-Infektion.

HV 6 Die konnatale CMV-Infektion aus Sicht der Phoniatrie und Pädaudiologie

Die Prävention und Therapie der konnatalen Zytomegalievirus Infektion (cCMV) hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt, gerade aufgrund von Fortschritten der vorgeburtlichen Behandlung der Infektion. Primärinfektionen (PI) in der Schwangerschaft, die im ersten Trimenon einen großen Teil der schweren Krankheitslast der Infektion erzeugen, werden immer häufiger durch Screening einer Serokonversion frühzeitig erkannt. Diese IGeL Leistung dürfte bereits hochfrequent in Anspruch genommen werden. Optionen einer off-label Therapie mit Immunglobulinen oder einer antiviralen Therapie zur Prävention der Transmission bzw. Infektion sind hoch wirksam. Ihre Anwendung steht potentiell den seronegativen, ca. 50 – 60 % aller Schwangeren in Deutschland zur Verfügung, wenn eine PI nachgewiesen wird.

Bei Misserfolg einer solchen Therapie wie auch bei Nicht-Primärinfektionen (NPI) bleiben Optionen der Therapie der Infektion beim Neugeborenen und ihrer Krankheitsfolgen, deren Inanspruchnahme mit weiterer Aufklärung wachsen dürfte. Wenngleich schwerere Verläufe der Infektion besonders unter NPI eher die Ausnahme sind, treten Schallempfindungsschwerhörigkeiten am ehesten nicht weniger häufig auf. Das universelle Neugeborenenhörscreening (UNHS) ist daher für die Erfassung der Hälfte der Schallempfindungsschwerhörigkeiten in Folge der Infektion wesentlich, die bereits bei Geburt bestehen.
Der fortbestehende Verdacht einer Schallempfindungsschwerhörigkeit im UNHS sollte zu den Symptomen gerechnet werden, bei denen bei Neugeborenen umgehend eine cCMV-Testung erfolgen sollte, durch PCR Nachweis der CMV-DNA im Urin; falls allein der Nachweis in einer Speichelprobe gelingt, ist dieser durch eine Urinprobe zu bestätigen. Die cCMV-Diagnostik sollte direkt in der Geburts- oder Kinderklinik durchgeführt werden, um den Fortgang der nachfolgenden Diagnostik nicht zu verzögern.

Der pädaudiologischen Konfirmationsdiagnostik kommt dann oft hohe Bedeutung zu. Bestätigt sie innerhalb der ersten vier Lebenswochen eine ein- oder beidseitige Schallempfindungsschwerhörigkeit, trägt dies wesentlich zur Indikation einer antiviralen off-label Therapie des Neugeborenen bei. Die Indikation muss interdisziplinär gestellt werden, die Gesamtsituation, andere und v.a. ZNS-Manifestationen der Infektion berücksichtigt werden. Von einer antiviralen Therapie, i. d. R. mit Valganciclovir, kann dann erwartet werden, dass sie zur Verbesserung des Gehörs beiträgt, eine Stabilisierung bewirkt und zumindest eine Progression aufhält oder verhindert. Neugeborenen mit bestätigter cCMV-Infektion sollte daher in der pädaudiologischen Konfirmationsdiagnostik erste Priorität eingeräumt werden. Eine langjährige pädaudiologische Nachsorge ist notwendig, um die adäquate apparative Versorgung sicherzustellen und eine Progression oder später auftretende Schwerhörigkeiten früh zu erkennen.